Verstärkte Monatsblutung
Wie viel ist zu viel?
Viele Menschen glauben, dass die Bluterkrankheit reine Männersache ist. Das ist so nicht ganz richtig. Zwar tritt die Hämophilie in voller Ausprägung bis auf sehr wenige Ausnahmen nur bei Männern auf. Aber: Frauen können Hämophilie genetisch an ihre Kinder weitergeben. Der medizinische Fachbegriff dafür ist „Konduktorin“ – abgeleitet von lateinisch conducere („übertragen“). Auch wenn die meisten Konduktorinnen keine Beschwerden haben, ist ein Teil von ihnen von Blutgerinnungsproblemen im Ausmaß einer leichten Hämophilie betroffen.
Wenn du wissen möchtest, ob du eine Konduktorin bist, hilft dir vielleicht im ersten Schritt diese Übersicht:
Eine Frau ist sicher eine Konduktorin,
Eine Frau ist möglicherweise Konduktorin,
Eine Frau ist keine Konduktorin,
Fest steht: Absolute Sicherheit bietet nur der Gentest. Wenn du den Verdacht hast, eine Konduktorin zu sein – zum Beispiel, weil es in deiner Familie Hämophilie gibt und du manchmal Blutgerinnungsbeschwerden hast – solltest du einen Spezialisten aufsuchen. Durch den Gentest können auch andere, seltene Blutgerinnungsstörungen ausgeschlossen werden, von denen Frauen betroffen sein können. Beispiele hierfür sind der Faktor VII-Mangel, Thrombasthenie Glanzmann oder das Von-Willebrand-Syndrom. Alle wichtigen Informationen zur Vererbung der Hämophilie findest du in dem Artikel Hämophilie – Entstehung und Vererbung einfach erklärt.
Wann der passende Moment für eine Mutationsanalyse gekommen ist, entscheidet jede Familie beziehungsweise jede Frau individuell. Denn DEN richtigen Zeitpunkt für einen Gentest gibt es nicht. Manche Eltern lassen bereits sehr früh überprüfen, ob bei ihrer Tochter eine verminderte Faktoraktivität aufgrund eines Genfehlers vorliegt. Auch weil das Kind so gegebenenfalls in medizinischen Notfällen optimal versorgt werden kann. Andere Eltern warten, bis ihre Tochter älter ist und mitbestimmen kann, ob sie ihren Status kennen möchte. Manche Konduktorinnen empfinden die Kenntnis, dass sie eine Krankheit in sich tragen, die sie an ihre Kinder weitergeben können, als belastend. Da man Wissen nicht ungeschehen machen kann, ist der Zeitpunkt für den Gentest eine persönliche Entscheidung.
Allerdings gibt es Situationen, in denen es aus medizinischer Sicht für die behandelnde Ärzte wichtig ist, zu wissen, ob eine Frau oder ein Mädchen Konduktorin ist. Das ist zum Beispiel bei Unfällen, bei einem operativen Eingriff oder bei einer Geburt der Fall. Besonders wenn bei einem Mädchen Blutgerinnungsbeschwerden auftreten, kann es deshalb sinnvoll sein, den Gentest schon in einem früheren Alter durchführen zu lassen.
Hämophilie wird über das X-Chromosom vererbt, auf dem die Informationen für die Gerinnungsfaktoren VIII und IX gespeichert sind. Ein Mann hat immer nur ein einziges X-Chromosom in seinen Zellen. Sind die Baupläne für die Gerinnungsfaktoren auf diesem Chromosom defekt, wirkt sich das auf seine Blutgerinnung voll aus. Eine Frau hat zwei X-Chromosomen in ihren Zellen. Die Informationen auf dem gesunden Chromosom reichen in der Regel aus, um eine gesunde Blutgerinnung aufrechtzuerhalten. Da der Körper aber nicht „weiß“, dass die Informationen auf einem Gen fehlerhaft sind, kann es sein, dass er auf genau diese defekten Informationen zurückgreift. Deshalb gibt es Frauen, die einen verminderten Faktorspiegel im Blut aufweisen. Der verursacht im Alltag zwar selten ernste Probleme, kann aber bei Unfällen und operativen Eingriffen behandlungsbedürftig werden.
Typische Symptome eines verminderten Faktorspiegels bei Konduktorinnen sind
Manchmal kann es passieren, dass Konduktorinnen, wenn sie von ihren Beschwerden berichten, von ihrem Umfeld nicht ernst genommen werden. Sogar beim Arztbesuch kann es passieren, dass die Symptome nicht richtig zugeordnet werden. Das liegt daran, dass viele Menschen nicht wissen, dass man als Trägerin der Hämophilie von Blutgerinnungsbeschwerden betroffen sein kann. Auch wenn solche Reaktionen verunsichernd wirken: Du kennst deinen Körper am besten. Im Zweifel und insbesondere vor einem operativen Eingriff ist es sinnvoll, wenn du einen Spezialisten aufsuchst.
Diese Medikamente haben sich für die Behandlung von Blutgerinnungsbeschwerden bei Konduktorinnen bewährt:
Diese Punkte solltest du als Konduktorin vor einer Operation, einer Geburt oder als Vorsorge für den Fall eines Unfalls beachten:
Weiterführende Informationen zum Thema Schwangerschaft und Geburt
erhältst du in dem Artikel Als Konduktorin Kinder bekommen.