Gelenkblutungen und Hämophilie

Fast jeder Mensch mit Hämophilie hat es schon einmal erlebt: Das Knie oder der Ellenbogen wird rot, dick und schmerzhaft. Bewegen fällt schwer. Die Ursache: Der fehlende Gerinnungsfaktor macht anfällig für Gelenkblutungen – sie sind die häufigste Art der Blutung bei Hämophilie. Gelenkblutungen entstehen durch Stöße oder Stürze. Bei schwerer Hämophilie können sie auch spontan, also ohne äußere Einwirkung auftreten. Auch wenn sie nicht lebensbedrohlich sind, solltest du jede Gelenkblutungen behandeln. Wiederholt und unbehandelt können sie sogar zu einer Behinderung führen.

Stabil und flexibel

Gelenke sind ein wahres Wunderwerk. Zwei passende Knochenenden werden von Muskeln, Sehnen, Bändern, Bindegewebe und Knorpelmasse zusammengehalten. Gleichzeit ist das Gelenk so aufgebaut, dass immer noch jede Menge Spielraum vorhanden ist. Der Mensch kann Finger, Arme und Beine beugen, mit der Hüfte kreisen und mit den Zehen wackeln. Wichtige Gelenke im Körper sind Schulter, Ellenbogen, Handgelenk, Hüfte, Knie und das Sprunggelenk.

Ein gesundes Kniegelenk sieht ungefähr so aus:

Was passiert bei einer Gelenkblutung?

Bei einer Gelenkblutung kommt es zu einer Blutung im Gelenkspalt. Durch die Blutansammlung wird das Gelenk dick, warm und beginnt zu schmerzen.

In diesem Stadium stoppt die Behandlung mit einem geeigneten Gerinnungsfaktor die Blutung. Erst wenn die Blutung gestillt ist, kann das stabilisierende Gewebe im Gelenk (das Bindegewebe) das Blut abbauen und es aus dem Gelenkspalt ziehen. Nach etwa einer Woche ist das gesamte Blut abgebaut und das Gelenk funktioniert wieder normal.

Wiederholung ist nicht gut

Viele Menschen mit Hämophilie machen leider die Erfahrung, dass sich ein so genanntes „Zielgelenk“ entwickelt. Also ein Gelenk, das bevorzugt und häufiger blutet. Das kann dazu führen, dass sich zunächst die Schleimhäute im Gelenk und später das Bindegewebe entzünden. Der Fachbegriff für eine solche Entzündung ist Synovitis. Knöchel, Knie, Ellenbogen und Sprunggelenke sind häufiger davon betroffen. Wenn Schleimhäute und Bindegewebe entzündet sind, können sie ihre Aufgaben nicht mehr richtig übernehmen. Außerdem ist das entzündete Gewebe anfälliger für neue Blutungen. Auf Dauer führt diese Negativspirale dazu, dass der Gelenkknorpel abgebaut wird, die Knochen porös werden und sich das Gelenk möglicherweise nicht mehr richtig bewegen lässt.

Nicht auf die leichte Schulter

Auch wenn du vielleicht schon einmal die Erfahrung gemacht hast, dass Gelenkblutungen wieder weggehen, wenn du lange genug stillhältst, solltest du sie nicht auf die leichte Schulter nehmen (siehe Do’s und Dont’s).

Mit Sport und Ernährung lassen sich Gelenkblutungen im Übrigen ganz gut vermeiden (siehe Prävention).

Wenn es doch einmal dazu kommt, ist es wichtig, dass du schnell reagierst und nach der Blutung dein Gelenk stabilisierst (siehe Nach der Blutung).


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