In die Koffer, fertig, los!

Reisen ist schön. Es macht Spaß, Neues zu entdecken. Und wenn dein Kind plötzlich aus dem Staunen gar nicht mehr rauskommt, weil alles so anders ist, dann hüpft auch das Elternherz vor Freude. Neue Tiere, komisches Essen, andere Menschen. Große Augen. Reisen, auch Fernreisen, mit Kindern sind möglich. Auch bei Hämophilie.

Für exotische Reisen oder Langstreckenflüge solltest du allerdings ein bisschen Vorlauf einplanen. Denn mit der richtigen Vorbereitung steigen die Chancen, dass es eine komplikationsfreie und unvergessliche Reise wird.

Das passende Reiseland finden

Die Reiseplanung fängt mit dem passenden Zielland an. Wohin die Reise gehen soll, entscheiden am besten alle zusammen am Familientisch. Hier ein paar Fragen, die bei der Suche nach dem Ort, der alle glücklich macht, helfen können:

  • Mögen es alle warm? Oder gibt es Familienmitglieder, die kühleres Wetter lieber mögen?
  • Worum soll es im Urlaub vordergründig gehen? Erholung und Nichtstun? Oder Kulturprogramm? Oder sportliche Aktivitäten?
  • Wie soll die Anreise aussehen? Flugzeug, Auto, Zug, Schiff?
  • Wie ist das Budget?
  • Wie ist das Zeitfenster?
  • Wie bequem soll die Unterkunft sein? Lieber komfortabel oder naturnah beim Campen?
  • Reicht eine Station oder soll es ein Roadtrip werden?
  • Wie ist die medizinische Versorgung im Zielland?
  • Gibt es besondere gesundheitliche Risiken im Zielland?

Wichtig ist, dass die Suche nach dem richtigen Ort nicht ausschließlich von der Tatsache bestimmt wird, dass ein Familienmitglied mit einer chronischen Krankheit reist. Klar, die Trekkingtour durch abgelegene Ecken im nördlichen Amazonas muss es vielleicht nicht sein. Aber: Moderne Faktorpräparate erlauben viel Flexibilität (siehe auch Faktor auf Reisen mitnehmen). Wenn eines oder mehrere Ziele in der engeren Auswahl stehen, ist die Rücksprache mit dem behandelnden Hämophilie-Spezialisten sinnvoll. Ebenfalls hilfreich: Der Austausch mit anderen Eltern. Vielleicht gibt es eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe oder eine Gruppe bei Facebook oder X, die deine Entscheidung mit bereits gesammelten Erfahrungen erleichtern kann.

Mit der richtigen Zeitplanung ans Ziel kommen

Besonders bei einer größeren Reise sind drei bis sechs Monate Vorlauf empfehlenswert. Dann ist nicht nur genügend Zeit, um nach günstigen Flügen und Unterkünften zu suchen. Auch die medizinischen Reisevorbereitungen können in aller Ruhe angegangen werden. Und nicht zuletzt sollte man genügend Zeit einplanen, um alle Dokumente für die Reise zusammenzustellen. Gerade bei einem abgelaufenen Reisepass können ein paar Wochen ins Land gehen, bis der neue fertig ist.

Aber auch für die An- und Abreise und die Transfers vor Ort sollte ausreichend Zeit vorgesehen werden. Erstens entdecken Kinder auf dem Weg von Gate A nach B so viele spannende Sachen. Und zweitens solltest du einplanen, dass für die medizinische Versorgung deines Kindes gerade in hektischen Situationen eventuell mehr Zeit aufgebracht werden muss. Dann ist es für alle gut, wenn dadurch keine größeren Katastrophen wie ein verpasster Anschlussflug ausgelöst werden.

Das muss ins Handgepäck

Alle Kinder brauchen einen Reisepass. Auch Säuglinge. Dies gilt auch für Reisen innerhalb der EU. Ob du für dein Ziel ein Visum brauchst oder andere länderspezifische Einreisebedingungen gelten, ist beim Auswärtigen Amt einsehbar. Es kann sinnvoll sein, wenn gemeinsam reisende Eltern sich gegenseitig eine alleinige Entscheidungsvollmacht ausstellen. Dann bleibt man im Notfall flexibel. Jedes Kind sollte Informationen über den Aufenthaltsort im Zielland (zum Beispiel Hoteladresse) und eine Telefonnummer der Betreuungsperson mit sich führen.

Ins Handgepäck gehören auch die benötigten Medikamente in ausreichender Menge (bedenke dabei, dass ein Flug immer ausfallen kann). Bitte halte die Lagerungsbedingungen ein und beachte, dass für Faktorpräparate und Infusionssets an Bord eines Flugzeugs eine vom behandelnden Arzt ausgestellte Zollbescheinigung mitgeführt werden sollte. Außerdem ist eine Bescheinigung des Arztes zur Vorlage bei Behörden sinnvoll. Aus ihr sollte hervorgehen, welche Diagnose besteht und dass die Behandlung selbst vorgenommen wird. Vordrucke für diese Bescheinigungen in allen wichtigen Sprachen kannst du von der Website der Deutschen Hämophiliegesellschaft herunterladen.

Darüber hinaus kannst du auch einen aktuellen Arztbrief mitnehmen. Darin informiert dein Hämophiliearzt unbekannte Kollegen im Fall eines Notfalls detaillierter über die Erkrankung. Der Arztbrief sollte mindestens auch in Englisch vorliegen.

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Das muss auf jeden Fall in die Reiseapotheke

Zunächst einmal sollte vor jeder größeren Reise eine reisemedizinische Beratung stehen. Dabei erklärt der Arzt, welche Besonderheiten dich und deine Familie im Reiseland erwarten, ob es besondere Risiken gibt (zum Beispiel Dengue, Malaria, Hepatitis oder Tuberkulose) und auch, wie ihr vorbeugen könnt.

Generell gehören in jede Reiseapotheke alle Medikamente, die im Alltag benötigt werden und zwar in ausreichender Menge. Auch wenn du den Gerinnungsfaktor bei einer Bedarfsbehandlung zuhause nur selten brauchst, solltest du für den Urlaub einen ausreichenden Vorrat einpacken. Im Urlaub haben Kinder viel Zeit zu spielen und herumzutoben. Damit du bei einer Blutung schnell mit dem passenden Faktor reagieren kannst, solltest du genügend Medikamente dabeihaben.

Weitere Informationen erhältst du in Unbesorgt unterwegs: der Reiseapotheken-Check.

Durchfall, Erkältung und Co.

Darüber hinaus ist es empfehlenswert, ein Mittel gegen Durchfall und etwas gegen Erkältungsbeschwerden mitzunehmen. Auch bei Reisen in heißere Länder solltest du etwas gegen Halsweh, Husten und Schnupfen einpacken, da es dort durch die Klimaanlagen häufiger zu Erkältungen kommt. Außerdem sollten Pflaster, Verbandszeug, Desinfektionsspray und ein Schmerzmittel nicht fehlen. Beachte, dass bei Hämophilie einige Schmerzmittel nicht geeignet sind, da sie eine blutverdünnende Wirkung haben (zum Beispiel Aspirin und Ibuprofen). Paracetamol ist das Mittel der Wahl. Mückenstichprophylaxe, Sonnenschutzmittel und ein Coolpack sollten ebenfalls in den Koffer.

Gerade bei Reisen mit chronischen Krankheiten wie Hämophilie ist es wichtig, die Medikamente dabeizuhaben, die gut vertragen werden und schnell helfen. So muss man dem Apotheker nicht in einer fremden Sprache die besonderen Voraussetzungen erklären. Bei größeren gesundheitlichen Problemen wie starken Bauchschmerzen, länger anhaltendem Durchfall oder Fieber sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden.

Im Schatten bleiben

Eine der größten Gefahren bei Reisen in heiße Länder ist die Sonneneinstrahlung. Das gilt besonders für Kinder. Säuglinge gehören nicht in die Sonne. Kleinkinder sollten der Sonne nur kurz ausgesetzt werden. Auf jeden Fall ist eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und ohne Farb- und Konservierungsstoffe notwendig. Mückenschutzmittel können die Wirkung von Sonnencreme verkürzen oder beeinträchtigen. Helle, leichte Kleidung und ein Kopfschutz verhindern Sonnenbrand am besten. Achte darauf, dass dein Kind genug trinkt und meide die Mittagshitze. Bedenke, dass man auch im Wasser und unter Wolken einen Sonnenbrand bekommen kann. In den Bergen ist das UV-Licht im Übrigen intensiver als in flachen Gegenden.

Gut vorgesorgt

Um Komplikationen zu vermeiden, ist es entscheidend, im Vorfeld alle Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. Der Arzt wird dabei auch beraten, ob die geplante Reise sinnvoll und möglich ist.

Darüber hinaus sollte für alle Teilnehmer eine Auslandskranken- und eine Reiseabbruchversicherung abgeschlossen werden. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Heimtransport im Fall der Fälle von der Versicherung übernommen wird.

Bei der Planung sollte außerdem schon im Vorfeld mitbedacht werden, dass im Reiseland stets eine medizinische Versorgung in der Nähe ist. Je kleiner das Kind oder je schwerer die Hämophilie, desto grundlegender ist es, dass im Bedarfsfall schnell ärztliche Hilfe geleistet wird.

Impfen

Vor jeder Reise solltest du den Impfstatus überprüfen und gegebenenfalls auffrischen. Bei Reiseplänen in entferntere Gefilde solltest du dich vorab von einem Tropenmediziner beraten lassen. Denk daran, darauf hinzuweisen, dass bei Hämophilie Impfungen subkutan (unter die Haut) und nicht in das Gewebe erfolgen sollten, um Blutungen zu vermeiden.

Heimweh vorbeugen

Auch der spannendste Urlaub kann nicht verhindern, dass bei kleinen Passagieren dann und wann die Sehnsucht nach der vertrauten Umgebung aufkommt. Gerade wenn viele fremde Eindrücke verarbeitet werden müssen, passiert es manchmal, dass Kinder sich nach Hause wünschen. Um starkem Heimweh vorzubeugen, ist es hilfreich, ein Stück Heimat mitzunehmen. Rituale, Lieblingsbücher, Kuscheltiere oder vertraute Hörspiele können Kinder dabei unterstützen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden.
 


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