Ballast für die Gelenke

Wer einen schweren Rucksack trägt, dem tut irgendwann der Rücken weh. Muskeln und Gelenke protestieren gegen die Last. Bei Übergewicht ist das nicht anders. Nur dass man die Extrakilos nicht einfach so ablegen kann.

Seit der Einführung sicherer Gerinnungsfaktoren führen Menschen mit Hämophilie ein fast ganz normales Leben. Eigentlich ein großer Grund zur Freude. Leider hat das „normale“ Leben in den westlichen Industrienationen aus gesundheitlicher Sicht auch einige Schattenseiten im Gepäck. Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen zum Beispiel.

Eine Studie des Hämophiliezentrums in Bonn hat gezeigt, dass Übergewicht und Adipositas auch bei Menschen mit Hämophilie verbreitet sind. 57% der untersuchten Patienten hatten damit zu kämpfen.*

Bei Menschen mit Hämophilie kann eine dauerhafte Überlastung durch Übergewicht zu chronischen Gelenkeinblutungen und Gelenkentzündungen führen. Die Folge: Der Medikamentenbedarf steigt, der Körper läuft durch die dauernden Blutungen Gefahr, Mangelerscheinungen aufzubauen und die Gelenke können im schlimmsten Fall versteifen. Auch das Risiko für Osteoporose steigt.

Den Teufelskreis vermeiden

Schmerzende, steife Gelenke erschweren jeden Schritt. Aber: Wer sich wenig bewegt, nimmt zu. Oder zumindest nicht ab. Denn ohne Bewegung gibt es kaum eine Chance, die Extrakilos loszuwerden. Dann ist der Teufelskreislauf bereits im vollen Gang. Damit es gar nicht so weit kommt, ist es wichtig, dass du darauf achtest, dein Normalgewicht zu halten. Schlank und sportlich ist also nicht nur attraktiv, sondern wichtig, damit du auch in Zukunft mobil bleibst. Das Idealgewicht lässt sich übrigens recht einfach mit dem Body Mass Index (BMI) ermitteln.

Hallo Normalgewicht!

Für eine gute Figur braucht man keinen Taschenrechner, Nährstofftabellen oder komplizierten Diäten. Sondern eine Pyramide. Die zeigt auf einen Blick, welche Lebensmittel gut sind und welche dem Körper keine gesunden Nährstoffe zuführen. Gesundes Essen schmeckt übrigens sehr lecker. Wer seine Ernährung umstellen möchte, muss auf Genuss überhaupt nicht verzichten.

Und so sieht sie aus, die Lebensmittelpyramide:

Von wenig nach viel

Süßes und Knabbereien

Beginnen wir mit dem, wovon der Mensch nur wenig essen sollte: Süßigkeiten und Fastfood. Davon sollte es nicht mehr als eine kleine Portion am Tag sein. Der Grund: In Süßigkeiten, Fastfood und herzhaften Knabbereien stecken in der Regel jede Menge Zucker und ungesunde Fette, aber nur wenige Nährstoffe. Die Folge: Wer seinen Kalorienbedarf mit Pudding deckt, nimmt zu und hat gleichzeitig Mangelerscheinungen. Vorsicht vor versteckten Zuckern! Limonade und Fruchtjogurt zum Beispiel enthalten so viel Zucker, dass sie zu den Süßigkeiten zählen.

Öl & Fett

Gesunde Öle und Fette braucht der Körper, zum Beispiel um fettlösliche Vitamine überhaupt aufnehmen zu können. Gar kein Fett ist also auch keine Lösung. Wichtig ist nur, welches Fett und wieviel davon. Gute Fette sind so genannte ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren. Die können vom Körper verarbeitet werden und finden sich in Pflanzenölen, Nüssen und hochwertigem Fisch. Als Richtlinie kannst du dir merken: Zwei Esslöffel Pflanzenöl und zwei Esslöffel Streichfett pro Tag. Insgesamt sollten es nicht mehr als 60-80 Gramm Fett pro Tag sein. Ganz vermeiden solltest du Transfette. Das sind industriell gehärtete Fette, die den Cholesterinspiegel in die Höhe treiben. Sie sind vor allen in Fertigprodukten enthalten.

Milch und Milchprodukte

Eine Portion Milch und Milchprodukte (Käse, Jogurt, Quark …) darf täglich auf dem Speiseplan stehen. Sie liefert wichtiges Kalzium und unterstützt deine Knochen. Ein bis zwei Scheiben Käse, ein Becher Naturjogurt und 200 ml Milch pro Tag sind ideal.

Fisch, Fleisch und Eier

Fisch, Fleisch und Eier können jeweils zwei bis drei Mal pro Woche auf den Tisch. Fisch enthält ungesättigte Fettsäuren, wertvolles Eiweiß und Jod. Fleisch versorgt den Körper mit Eisen, Mineralstoffen und Vitamin B1, B6 und B12. Weißes Fleisch (Huhn, Truthahn, Pute) ist dabei deutlich gesünder als rotes Fleisch. Wurstwaren solltest du – wenn überhaupt – nur selten essen.

Vollkornprodukten, Naturreis, Kartoffeln und Müsli

Gute Kohlehydrate sind in Vollkornprodukten, Naturreis, Kartoffeln und Müsli ohne Zucker enthalten. Davon kann man guten Gewissens vier Portionen am Tag essen. Gute Kohlehydrate sind deshalb wertvoll, weil sie komplex sind. Das bedeutet, dass sie vom Körper nur langsam abgebaut werden können, den Blutzuckerspiegel konstant halten und lange satt machen. Außerdem liefern Vollkornprodukte, Naturreis, Kartoffeln und ungesüßtes Müsli Ballaststoffe, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine.

Obst und Gemüse

Ein wichtiger Pfeiler der Ernährung sind Obst und Gemüse. Sie sind vollgepackt mit Ballaststoffen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und Mineralstoffen und enthalten nur wenig Kalorien. Wer viel Obst und Gemüse ist, hat ein deutlich geringeres Risiko, Mangelerscheinungen zu entwickeln. Je vielfältiger und bunter dein Teller aussieht, desto besser. Drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag sind optimal. Eine Portion ist so viel, wie in deine Hand passt. Hülsenfrüchte sind übrigens wahre Superhelden unter dem Gemüse. Sie liefern hochwertiges Eiweiß, viele Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe, aber so gut wie kein Fett. Lange Zeit galten sie als altmodisch, heute feiern sie ein wahres Comeback. Füll einfach mal deinen selbstgemachten Wrap mit schwarzen Bohnen und du weißt, warum.

Wasser

Wasser und gesunde Getränke sind die Basis der Ernährungspyramide. Der Körper besteht zu zwei Dritteln (!) aus Wasser. Nur verständlich, dass er davon gerne Nachschub hätte. Der flüssige Anteil in unserem Blut zum Beispiel, besteht aus Wasser. Außerdem braucht der Körper Wasser, um seine Körpertemperatur zu regulieren. Die empfohlene Flüssigkeitszufuhr beträgt 2,5 Liter. Ein Liter davon wird über die Nahrung aufgenommen. 1,5 Liter sollte man in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee zu sich nehmen. Keine Optionen für die Flüssigkeitsversorgung sind Limonade und Energydrinks. Die enthalten so viel Zucker, dass sie den Körper auf Dauer von innen krank machen. Fruchtsäfte solltest du aus dem gleichen Grund nicht pur trinken.

* Untersuchung des Hämophiliezentrums Bonn (2011): 332 Patienten mit Hämophilie und anderen seltenen Blutungsstörungen > 40 Jahre.


Das könnte dich auch interessieren